К русской версии интервью: Эколофт – Экологическая жизнь в Москве
Wir befinden uns im Zentrum Moskaus, im Stadtteil Samoskworetschje, auf der vielbefahrenen Pjatnickaja Straße, vor einem 108 Jahre alten Mietshaus. Das Goethe-Institut Russland interessiert sich für ein Projekt namens „Ekoloft“. Von diesem einzigartigen und ambitionierten ökologischen Projekt trennen uns jetzt lediglich eine Eingangstür und ein paar Treppenstufen … Lasst uns mal reinschauen!
Schon seit drei Monaten hat im ersten Stock einer Fünfzimmer-Wohnung die Ökoloft ihren Sitz.
Diese Wohngemeinschaft besteht aus Öko-Enthusiasten und Gleichgesinnten, die bereits auf unterschiedliche Ökoaktivitäten zurückblicken können. Das Ziel des Experiments „Ekoloft“ ist eine ökologische Lebensweise, deren Popularisierung und die Durchführung unterschiedlicher gesellschaftlicher und ökologischer Aktivitäten. Wie den Bewohnern des Ökolofts das Experiment gelingt, erfahren wir jetzt!
Lasst uns durch die Räume des Ökolofts von Tanja, Jana, Andrej, Wanja und Roman führen. Sie erzählen uns gern über ihr „Grünes Regal“, über geschenkte Praktikanten und das „Reuse“-Prinzip, über vegetarisches Essen, Solarzellen, über Lieder, die beim Wassersparen helfen und über ihren „ökologischen Haarschnitt“.
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Roman: Hier im Flur haben wir überall Sparlampen. Und hier geht es in die Zimmer von Jana, Andrej, Tanja und Wanja. Lasst uns zuerst in die Küche gehen. Wir mögen „reuse“. Das heißt, wir vermeiden Neueinkauf und holen uns stattdessen funktionsfähige Gebrauchtgeräte. Kühlschrank, Wasch- und Spülmaschine wurden uns zum Beispiel geschenkt.
Andrej: In der EU ist die Gerätekennzeichnung nach Energieeffizienzklasse Pflicht. Ich hoffe, wir haben diese auch bald bei uns.
Jana: Ja, wir achten darauf. Die Waschmaschine hat bei uns Klasse A.
Mülltrennung wird in Russland nicht praktiziert. Fast in jeder Moskauer Wohnung wird alles ungetrennt entsorgt, egal, ob es sich um Verpackung, Papier, Glas- oder Plastikflaschen handelt. Nicht so im Ökoloft. Hier wird getrennt und die Materialien werden zur speziellen Annahmestellen gebracht. So werden aus dem Hausmüll „Sekundärrohstoffe“.
Roman: Weiter haben wir hier die Behälter für die Mülltrennung: Papier, Kunststoff, Alu und Restmüll. Anbei sind auch die Anleitungen zum richtigen Trennen.
Im Flur finden wir eine moderne Duschkabine vor …
Roman: Hier im Flur haben wir eine Duschkabine mit Radio.
Jana: Ja, das ist unsere Musikduschkabine!
Roman: Eins-zwei Lieder aus dem Radio und fertig. Kurzes Duschen spart eine ganze Menge Wasser im Vergleich zum Baden. Drei bis fünf Minuten reichen uns zum Duschen.
Jana: Wir haben Wasserzähler installieren lassen. Im Bad ist der Zähler direkt neben dem Wasserhahn. Macht man das Wasser an, dreht der sich gleich. Man wird somit an den Wasserverbrauch erinnert. Der Wasserzähler spart also nicht nur Wasser, sondern auch Wasserkosten.
Lasst uns jetzt in eins der Zimmer reinschauen, zum Beispiel in das Zimmer von Jana …
Jana: In meinem Zimmer habe ich auch Sparlampen und Steckdosenleisten mit Schalter. Nachts mache ich alle Leisten aus. Meine gesamten Möbel sind gebraucht und wurden mir geschenkt. Auch Kirill ist geschenkt!
Roman: Kirill hat uns bei der Renovierung und beim Zusammenbauen der Möbel geholfen. Ihn hat es dabei sogar ein wenig erwischt.
Kirill, zeig uns deine Schrammen!
Gegenüber von Janas Zimmer wohnt Andrej, er ist auch für das Reuse-Prinzip …
Andrej: Ich finde das Reuse-Prinzip gut, weil vieles an Gekauftem einfach nicht genutzt wird. Hier zum Beispiel diese Kommode. Sie wurde von meiner Kollegin mal aus New York mitgebracht, lag dann aber ewig verpackt herum und „langweilte“ sich. Nun habe ich sie abgeholt und aufgebaut. Wunderbares Kommödchen! Jetzt lebt es und freut sich, dass darin meine Unterhosen liegen.
Aus dem Flur, wo einige Fahrräder und ein Fahrradanhänger stehen, erreicht man das Zimmer von Tanja und Wanja. Tanja ist gerade unterwegs zu einer ökologischen Konferenz, und Iwan werden wir noch hören.
Andrej: Aktivster Radfahrer ist bei uns Wanja. Er fährt fast ausschließlich Rad. Das zweite Fahrrad gehört Roman – momentan nutze aber hauptsächlich ich sein Rad.
Jana: Wir bekamen vor kurzem einen Fahrradanhänger und wollen unsere getrennten Sekundärrohstoffe statt mit dem Auto jetzt per Rad zu den Annahmestellen bringen.
Da kommt uns gerade Roman aus der Küche entgegen. In der Hand hat er eine kleine Portion mit gebratenem Gemüse.
Andrej: Vegetarisches Essen spielt für uns eine wichtige Rolle. Wir sind zwar nicht alle fünf Vegetarier, aber wir beschäftigen uns damit. Warum? Erstens aus Gründen, die Ethik und Tierschutz betreffen. Zweitens ist die Herstellung von Fleisch für einen enormen CO2-Ausstoß verantwortlich.
Jana: Beim Kauf von Lebensmitteln vermeiden wir einzeln verpackte Ware und überflüssige Verpackung.
Roman: Es ist auch wichtig lokale Produkte zu kaufen, denn ein kalifornisches Steak braucht eine Menge Flugzeugsprit, ehe es bei uns auf dem Tisch landet.
Andrej: Ja, man muss darauf achten! Und sobald man dies tut, merkt man plötzlich, dass es Alternativen gibt, und dass Deine Wahl für die lokalen Hersteller und für die Erde im Ganzen Gutes bringt.
Im Ökoloft denkt man auch über eine autonome Stromversorgung nach …
Jana: Wir haben hier ein kleines Solarladegerät für Handys.
Andrej: Das ist mehr ein Spaßgerät. Wir würden aber gerne eine ernsthafte Solarlösung installieren.
Jana: Ja, wir suchen einen Sponsor, der uns ein Solarpanel schenkt!
In dem kleinsten Zimmer wohnt Roman, aber gerade das sieht er als Vorteil an.
Roman: Das ökologischste Zimmer habe ich. Es hat nur sieben Quadratmeter!
Ein kleines Zimmer ist wirklich kein Problem! Denn im Ökoloft gibt es einen großen Gemeinschaftsraum. Hier entwickelt man gemeinsam Öko-Aktionen und Projekte. Es ist der kreative Schmelzpunkt der Wohngemeinschaft.
Roman: Unser Öko-Gästezimmer wird gemeinsam genutzt. Wir laden Referenten ein und halten selbst Vorträge ab. Zum Beispiel haben wir über ökologisches Essen diskutiert, über ökologische Öffentlichkeitsarbeit. Es gab ein Infotreffen für Ökofreiwillige. Am letzten Freitag setzten sich Vertreter Moskauer Ökobewegungen zusammen, um unsere Aktivitäten in Rahmen der weltweiten Aktion 10/10/10 zu koordinieren. An diesem Tag werden tausende Aktionen weltweit durchgeführt, die auf den Klimawandel aufmerksam machen sollen.
Neben der ökologischen Wohngemeinschaft begeistert sich Ökoloft auch für andere kommunale Wohnformen …
Andrej: Wir wollen ein Treffen Moskauer Wohngemeinschaften veranstalten. Ja, dass ist lustig. Alle denken dabei sofort an sowjetische Komunalkas (Gemeinschaftswohnungen). Dieses Treffen soll auch zeigen welche unterschiedlichen Formen des gemeinschaftlichen Wohnens es gibt.
Wanja: In Deutschland sind ja gerade unter Studenten beispielsweise WGs verbreitet, also Wohngemeinschaften, in denen auch häufig ganz schön Betrieb ist. Man sagt zum Beispiel, dass es unmöglich sei in Moskau Müll zu trennen. Wir aber zeigen, dass es geht, und wie man es genau schafft. Wir haben praktische Erfahrungen.
Andrej: Das ist ein positiver Effekt, denn solche Wohngemeinschaften ziehen andere Leute an, Bekannte, Freunde. Sie sehen, dass es neue Ansätze gibt und nehmen vielleicht unsere Ideen mit. Wissens- und Erfahrungsaustausch – das bereichert immer.
Jeder, der sich für ökologisches Wohnen interessiert, findet im Ökoloft eine Quelle an Anregungen und Hilfestellungen. Womit fängt man aber an?
Andrej: Man soll einfach anfangen zu denken und auf das Überflüssige verzichten.
Roman: Es lebe die Ökofrisur. Die Haare müssen weg!
Andrej: Mir persönlich gefällt die Idee, weil man ohne Haare weniger Shampoo braucht und demzufolge weniger die Umwelt belastet. Ich will aber nicht alle bekehren, sondern neue Denkrichtungen anregen. Es macht Spaß zu denken, und manchmal führt dieses Nachdenken zu guten Ergebnissen.
Andrej: Das Neuste aus dem Ökoloft findet ihr in unserem Livejournal: http://community.livejournal.com/ecoloft/
Wanja: Vieles kann man auf der Seite des Projekts Ecowiki.ru erfahren. Wir sind an diesem Projekt beteiligt und führen hier Ecowiki-Veranstaltungen durch.
Roman: Das ist eine mediale Drehscheibe, die wir nutzen; und wir sind froh, wenn noch mehr Menschen davon erfahren, zu uns kommen, über unsere Umwelt nachdenken. Dadurch machen wir alle unsere Welt ein wenig besser!
Dies war ein kurzer Überblick über die Ökoloft-Wohngemeinschaft. Näheres findet ihr im Livejournal-Blog des Projekts, auf der „Ecowiki“ Seite und auf dem Länderportal des Goethe-Instituts Russland.
Produktion und Musik: Andreas Fertig / readymedia.com
Dieser Artikel ist erstmalig auf den Seiten des Goethe-Instituts Russland http://www.goethe.de/Russland/Magazin erschienen.